FOW055 – Taiwans absurder internationaler Status (mit Klaus Bardenhagen)

Eigenwerbung

Photo: 17th century watercolor drawing of the Dutch East India Company’s Fort Zeelandia on the island of Formosa. The survey image includes a legend identifying government buildings, markets, neighbourhoods etc. Public Domain via Wikimedia Commons

← Vorheriger Beitrag

Nächster Beitrag →

4 Kommentare

  1. Vielen lieben Dank für die vielen Hintergründe in kompaktform. Hat mir viel geholfen!

  2. Armin Schmidt

    Vielen Dank für die Informationen über Taiwan und die historischen Verbindungen zu China. Ich weiß, dass sehr viele Taiwaner darunter leiden, dass nationale Identität nicht anerkannt werden.

    Ich möchte den Augenmerk auf eine Karte von Südostasien aus dem Jahr 1620 lenken. https://iiif.bodleian.ox.ac.uk/iiif/viewer/58b9518f-d5ea-4cb3-aa15-f42640c50ef3#?c=0&m=0&s=0&cv=0&r=0&xywh=-888%2C1273%2C9131%2C5556
    Sie ist im Stil westlicher Kartographen aufgebaut mit Ortsangaben auf Chinesisch. China ist als traditionelle chinesische Karte eingefügt, ohne Taiwan. Die Insel ist im westlichen Stil verzeichnet.
    Eine weitere Besonderheit sind die eingezeichneten Seehandelsrouten nach Japan und Südostasien. Es ist keine nach Taiwan vorhanden.

    Dazu sehr lesenswert:Timothy Brook: Wie China nach Europa kam. Die unerhörte Karte des Mr. Selden.
    Übersetzt aus dem Englischen von Robin Cackett.
    Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2015.
    ISBN-13: 9783803136565

  3. Als Taiwaner freue ich mich darüber, dass es solch ein Podcast über Taiwan auf Deutsch gibt und dass manche Deutsche sich für Taiwan interessieren. Leider habe ich nur begrenzte Deutschkenntnisse und deshalb verstehe den Inhalt des Podcast nicht 100%. Wenn es doch Transkript gäbe, wäre ich sehr dankbar.

  4. Demokratie-Bias-Argument: Demokratie vs. Diktatur: Eine Diktatur darf nicht das was eine Demokratie darf. Wegen vieler vernünftiger Argumente wie Menschenrechtsverletzungen aber auch wegen unserer Erziehung und emotionaler Gründe haben wir eine natürliche Abneigung zu Diktaturen, wie zu der in China. Durch diese Linse wirken Argumente und Ansprüche Festland Chinas weniger wichtig bis hin zu absurd und daneben die von Taiwan oder der USA als viel einleuchtender und näher. Sollte man nicht der Fairness wegen den Festlandchinesen und ihrer Diktatur gegenüber nicht innehalten und diesem Impuls mit Vernunft und Abwägung begegnen? Manchmal habe ich den Eindruck, viele Menschen können sich in manchen Themen nicht selbst hinterfragen und denken oder handeln sehr ungerecht. Ein gutes Beispiel: Von deutschen und Amerikanischen Medien habe ich politisch kaum etwas negatives über Taiwan aber so gut wie immer etwas Negatives über Festland China gehört. Sehr wohl gibt es politisch Phantastische aus dem Land der Mitte zu berichten, was aber in Demokratien sehr wenig bis garnicht berichtet wird. Diese Hypothese könnte man so überprüfen: Fragt mal Amerikaner oder Deutsche und euch selbst, ob ihr denn etwas politisch positives zu Festlandchina oder negatives zu Taiwan einfällt. Den meisten wird wenig bis nichts positives, und wenn doch dann oft nur relativiert und eigentlich eher negatives in den Sinn kommen, obwohl von guten Dingen die Frage war. Viele denken jetzt vielleicht, wenn es eben so ist dann liegt doch mein Gefühl doch garnicht falsch. Doch hier widersprechen z.B. UNO-Berichte und Beiträge von alternativen Medien. Dieses Argument spricht dafür Gedanken und Gefühle beim beschäftigen mit emotional aufgeladenen und Feindbild behafteten Themen erst innezuhalten und sich zu fragen welche Gedanken kommen mir zuerst in denn Sinn, können die stimmen, welche Gefühle habe ich dabei?. Dies gilt auch beim lesen der folgenden Argumente
    Historisches Argument: Taiwan gehörte nicht immer zu China aber schon sehr sehr lange und länger als einige andere Gebiete, die zu heutigen gefestigten Demokratien gehören. Dagegen spricht jedoch, dass es schon seit mehr als einem halben Jahrhundert politisch unabhängig von dem Festland agiert. Kann man jedoch Festlandchina vorwerfen damals in der Krise und oder als Kriegs- und Kolonialopfer ihre Gebietsansprüche an Taiwan nicht durchgesetzt zu haben? Dieses Argument tendiert mindestens gegen eine Unabhängigkeit Taiwans vom Festland.
    Kulturelles Argument: Ethnisch und kulturell verbindet das Festland und Taiwan soviel wie damals DDR und BRD. Politisch sind beide Systeme allerdings seit Jahrzehnten gegensätzlich. auch ähnlich wie Deutschland damals. Taiwans Regierungen sah diese kulturelle Gemeinsamkeit auch, solange das Ziel verfolgt wurde das Festland zurückzuerobern. Es änderte seine Meinung um 180 Grad, nicht weil diese Gemeinsamkeiten nicht existieren, sondern weil man jetzt ein anderes politisches Ziel verfolgte. Die FAZ titelte mit „Die andere Kulturrevolution“ Taiwan würde Schulbücher umschreiben, Geschichte zu ihren Zwecken instrumentalisieren. Auch hier tendiert das Argument gegen eine Unabhängigkeit Taiwans vom Festland.
    Taiwanische/esische Interessen: Im Spannungsfeld zwischen Werten und Interessen der Diktatur Chinas und Demokratie Taiwans befinden sich viele Taiwaner/esen in emotionalen und gedanklichen Ambiguitäten. Zwischen Vergangenheitsromantik mit Unabhängigkeitsgefühl und aktueller sowie wahrscheinlich zukünftiger Stagnation und Rezession. Hierbei blicken die Taiwaner insgeheim neidisch auf das wirtschaftlich aufstrebende Festland und sehen hinter der Medien Propaganda beider Länder, dass der Lebensstandard doch stetig steigt. Zusätzlich hat die Volksrepublik mit ihrer riesigen Kaufkraft und Angeboten auch sehr hohen wirtschaftlichen Einfluss auf Taiwan. Zudem kommen viele neue kulturelle Kooperationen, alte Familien und Freundschaftl. Bande, welche für zumindest ein Festhalten des Status Quo der Beziehung spricht. Auf der anderen Seite sehen viele Taiwansesen große Unterschiede zwischen sich und den aus dem Festland. Meine Chinesisch Lehrerin an der Shi Fan Uni, die wohl bekannteste Taiwans, meinte die Festlandchinesen hätten schwere charakterliche Schwächen, ähnlich sehen das viele meiner taiwaischen/esischen Kollegen und Freunde. Außerdem befürchten die meisten demokratische Freiheiten aufgeben zu müssen, auch wenn es heißen würde ein Land zwei Systeme. Diese Bedenken sind sehr stark und sind wohl der wichtigste Grund warum Taiwan ganze Unabhängigkeit bekommen sollte, jedenfalls solange diese Volksmeinung vorherrscht. Derzeit In Summe aller gewichteten Pros und Cons, Propananda und fairer Berichterstattung äußert sich die Mehrheit angeblich für einen Status Quo in den Beziehungen zwischen Festland und Insel. Wahrscheinlich gibt es nicht wirklich eine representative Studie dazu oder?
    Chinasche/esische Interessen: Würde man in der Volksrepublik eine representative Meinungsumfrage starten, würden die meisten wohl für eine Widerangliederung Taiwans an das Festland befürworten. Viele meiner chinesischen Kollegen und Freunde ziehen auch Vergleiche zu anderen Unabhängikeitsbewegungen in der Welt. Zu sehen sind Doppelstandards. Es werden negative Gründe der „Separatisten und Diktaturhörigen“ angeführt will man sich von einer Demokratie unabhängig machen und aus positive Gründe der „Freiheitskämpfer und Prodemokraten“ wenn man sich von einer Diktatur unabhängig machen will. Allein die Wortwahl zeigt das Messen mit unterschiedlichem Maß. Außerdem sehen viele aus dem Festland dass durch die Abspaltung Taiwans eine Wunde entstanden ist, welche von den damaligen Invasoren verursacht wurde und nun nach so langer Zeit heilen endlich mal heilen sollte. Dieses Argument wird in Medien sehr oft beiläufig oder garnicht erwähnt. Dieses ist jedoch emotional, gedanklich und in den Handlungen der Festlandchinesen tief verankert. Wer darüber fahrlässig hinweggeht ohne dem ausreichend Rechnung zu tragen wird wahrscheinlich das Gegenteil erreichen, was er eigentlich bezwecken will, Frieden. Wenn man aber Unruhe, Gewalt und Krieg möchte dann macht man besser so weiter geht über solche Interessen einer 1,4 Milliarden Bevölkerung einfach hinweg.
    Geopolitische Interessen: Taiwan hat für die USA und China im hegemonialen Wetteifern eine besondere Rolle. China hat ein Sicherheitsinteresse an Taiwan und USA möchte dahin, um militärisch in dieser Region gut aufgestellt zu sein gegen den aufstrebenden Gegner China. Der Kuba-Vergleich im damligen Konflikt zwischen USA und Russland verdeutlicht vielleicht etwas. Stellt euch mal vor China oder Russland würden an Kuba Waffen verkaufen oder dort Raketen stationieren. USA hat damals einen Krieg als Reaktion angedroht und würde wahrscheinlich heute auch sehr aggressiv reagieren. Welche Reaktion würde man wohl Festlandchina als Diktatur zugestehen, wenn amerikanische Raketen auf Taiwan gestellt werden oder Waffen an die Insel verkauft werden? In diesem Zusammenhang könnte man Taiwan gegen seinem originären Interesse nach Frieden instrumentalisieren. Dieses Argument spricht für Taiwans Unabhängigkeit, wenn man das Festland noch mehr einhegen möchte, gegen eine Unabhängigkeit Taiwans, wenn man China stärken möchte.
    Praktikabilitäts-Argument: Viele sagen es wäre auch einfach praktischer, wenn alle Staaten und internationale Institutionen wie z.B. die WHO offiziell Taiwan als eigenständigen Staat anerkennen würde, So ein Kompetenter Staat hätte viel zu bieten. Sie haben wahrscheinlich Recht, es würde einiges einfacher machen wie zum Beispiel die Informationsverteilung während der Coronakrise. Aber betrachtet man die Realitäten ist solch eine Entscheidung wohl schwieriger durchzusetzen als die Vereinfachung, die man dadurch gewinnt. Außerdem, wenn Taiwan wirklich interessiert ist befreundeten Ländern über ihren Covid19-Plan zu informieren, dann kriegen die das mit Leichtigkeit hin auch ohne den Umweg über die WHO. Man muss auch die Frage stellen, ob das taiwanische/esische Informationsproblem nicht einfach nur instrumentalisiert wurde um ein Argument für eine Aufnahme in die WHO verwenden zu können? Zudem wenn man die taiwanischen/esischen Medien verfolgt scheint das Vertrauen in ihre Politiker weit aus geringer zu sein als man das in vielen anderen Demokratien sieht. Dieser Umstand spiegelt sich nicht im geringsten in westlichen Medien wider. Wäre allerdings auch zu bedenken, bei solchen Betrachtungen von Praktikabilität einer Unabhängigkeit eines kompetenten Taiwans.

    Interessante Links zum Kommentar
    Artikel über eine taiwanesische Kulturrevolution hat einen anderen Zungenschlag.
    https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/taiwan-die-andere-kulturrevolution-1842803-p2.html

    https://www.youtube.com/watch?v=k2ujLjxJxOM

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.